Städtische Kreise, deren Bevölkerung, Wirtschaft und/oder finanzielle Ressourcen eine stabile Entwicklung aufweisen, haben grundsätzlich günstigere Voraussetzungen als viele Kommunen anderer Typen, um Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen. Die individuellen Voraussetzungen können dabei jedoch durch weitere strukturelle und historisch bedingte Faktoren stark variieren. So kann der Stabilitätsbegriff immer nur auf ausgewählte Aspekte der Stadtentwicklung angewendet werden und schließt positive und negative Entwicklungen im Gesamtspektrum der nachhaltigen Entwicklung nicht aus. Zudem ist die Gruppe der Kommunen mit stabiler Entwicklung naturgemäß die kleinste, da Ereignisse in den externen Rahmenbedingungen, aber auch interne Veränderungen diesen Zustand schnell in Wachstums- oder Schrumpfungsprozesse umwandeln können. In diesem Zusammenhang kommt dem Aufbau und der weiteren Förderung von Resilienz eine besondere Bedeutung zu, d. h. der Fähigkeit des „Systems Stadt“, akute Krisen zu bewältigen oder sich von diesen schnell erholen zu können sowie sich kontinuierlich anzupassen. Resilienz als Standortfaktor, der vor allem (kritische) Infrastrukturen als Grundlage für gesellschaftliche und wirtschaftliche Prozesse in den Blick nimmt, muss daher verstärkt Eingang in die politischen Agenden finden.
Empfehlung: Gesundheit stärken, Pflege entlasten und Potenziale von Arbeitnehmer:innen mit Migrationshintergrund besser nutzen
In den städtischen Kreisen besteht im Jahr 2022 ein erheblicher Mangel an ambulantem Pflegepersonal und Pflegeheimplätzen. Dies weist auf gravierende Mängel in der Gesundheitsversorgung der älteren Bevölkerung hin. Den Kommunen stehen verschiedene Handlungsansätze zur Verfügung. Gemeinschaftliche Wohnformen bieten Raum für die Umsetzung von Pflege und gegenseitiger Unterstützung. Dies kann zu einer Entlastung der Pflegeheime und -dienste führen.
Vor dem Hintergrund des absehbaren und teilweise bereits heute ausgeprägten Arbeitskräftemangels insbesondere in Dienstleistungsbereichen wie dem Gesundheits- und Pflegebereich, aber auch z. B. in hoch qualifizierten Berufen im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie Technik) sollte insbesondere das vergleichsweise geringe Wachstum der Beschäftigungsquote von Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit im Vergleich zur Beschäftigungsquote der Gesamtbevölkerung Anlass für Interventionen sein. So bietet es sich generell an, gemeinsam mit den wirtschaftlichen Akteuren im Kreis bei ausländischen Arbeitskräften für den Wirtschaftsstandort und für eine attraktive Beschäftigung nicht nur in diesen Branchen zu werben. Insbesondere sollte die Beschäftigung von Flüchtlingen im ersten Arbeitsmarkt gefördert werden – ein Beitrag zur Integration und zur Wirtschaftsförderung zugleich.
Empfehlung: Erneuerbare Energiequellen ausbauen und Resilienz stärken
In den Stadtkreisen mit stabiler Entwicklung liegen sowohl der Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energien als auch die Ladesäuleninfrastruktur hinter den anderen Kreistypen zurück. Je nachdem, ob eine Kommune über eigene Stadtwerke verfügt, ergeben sich unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten. Ist dies nicht der Fall, sollten die Kommunen im Rahmen von Genehmigungsverfahren zur Strom- und Wärmeerzeugung oder der kommunalen Bauleitplanung auf die Energiekonzerne einwirken. Von besonderer Bedeutung sind die Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien an der Fernwärme sowie eine strategische Wärmeplanung. In den Fällen, in denen die Kommune nicht selbst Betreiberin ist, kann sie Flächen für die Nutzung von Photovoltaik oder Windenergie verpachten und damit gleichzeitig ihre Einnahmen stärken. Auch Bürgerenergieprojekte und die Beteiligung von Bürger:innen beim Ausbau von Erneuerbare-Energien-Anlagen sind relevante Ansätze. Ein weiterer Schritt ist die Gründung von oder der Beitritt zu Energiegenossenschaften. Diese stärken die lokale Wertschöpfung, fördern die Akzeptanz erneuerbarer Energieprojekte und ermöglichen eine stärkere Bürgerbeteiligung. Um auch Privathaushalte einzubinden, sollten Kommunen die Nutzung von Balkonkraftwerken durch spezielle Förderprogramme oder Fonds unterstützen.
Neben der Information über die verschiedenen Energien sollte auch eine Prüfung der Standorteignung erfolgen, um die Energieversorgung an die örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Weitere Handlungsfelder der Kommunen sind die Schaffung von Investitionsanreizen, das Einrichten kommunaler Förderprogramme oder auch die Nutzung erneuerbarer Energien in kommunalen Liegenschaften. Darüber hinaus muss das Thema Energie als fester Bestandteil in die Flächennutzungs- und Bauleitplanung integriert werden.
Um Anreize für die verstärkte Anschaffung und Nutzung von Pkw mit Elektroantrieb zu schaffen, haben Kommunen verschiedene Möglichkeiten. Die Reservierung von Parkplätzen an öffentlichen Ladesäulen für Elektrofahrzeuge oder die Bereitstellung von Parkraum ausschließlich für Elektrofahrzeuge sind Maßnahmen, die Kommunen ergreifen können. Auch Maßnahmen wie die Freigabe von Sonderfahrspuren können in diesem Zusammenhang ergriffen werden. Gleichzeitig sollten Kommunen den Fuhrpark ihrer Verwaltung sukzessive auf elektrische Fahrzeuge umstellen, um den CO₂-Ausstoß zu senken und ein Vorbild für klimafreundliche Mobilität zu sein.