Dünn besiedelte ländliche Kreise, deren Bevölkerung, Wirtschaft und/oder finanzielle Ressourcen wachsen, haben grundsätzlich günstigere Voraussetzungen als viele Kommunen anderer Typen, um Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen. Die individuellen Voraussetzungen können dabei jedoch durch weitere strukturelle und historisch bedingte Faktoren stark variieren. Die demographischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eröffnen in diesen Kommunen jedoch in der Regel ein Umfeld, das die Bürgerschaft dazu motiviert, sich an Veränderungsprozessen zu beteiligen. Gleichzeitig können öffentliche Investitionen aufgrund der meist positiven Haushaltsentwicklung getätigt und vorangetrieben werden – nicht zuletzt aufgrund der Bevölkerungszuwächse. Dieses Wachstum der Kommunen geht jedoch nicht in jeder Hinsicht mit positiven Entwicklungen einher. Nur ein strategisch gesteuertes Wachstum kann ökologischen und sozialen Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung gerecht werden.
Empfehlung: Solidarische und ökologische Landwirtschaft fördern
Der hohen Gewässerbelastung durch Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft kann durch die Förderung von Ansätzen der ökologischen und solidarischen Landwirtschaft begegnet werden. Maßnahmen dieser Art sind z. B. die Förderung natürlicher Düngungsmethoden und der Bodenfruchtbarkeit (durch Fruchtfolge, Mulchen und Agroforstsysteme), aber auch die Förderung wasserschonender Praktiken und ein Fokus auf den Erhalt der Biodiversität (z. B. durch Blühstreifen). Solidarische Praktiken wie gemeinschaftliche Landwirtschaftsbetriebe und regionale Vermarktungsnetze können ebenfalls wirksame Maßnahmen darstellen.
Empfehlung: Frühkindliche Bildungsangebote weiter ausbauen
Die deutliche Verbesserung des Betreuungsangebots für Kinder unter drei Jahren im Beobachtungszeitraum in diesem Kreistyp ist erfreulich, muss aber weiter vorangetrieben werden, da derzeit noch relativ wenige Kleinkinder in Tageseinrichtungen betreut werden. Dies ist wichtig, um die Bildungschancen der Kinder unabhängig von Herkunft, Bildungsstand und Einkommen der Eltern zu sichern. Wenn mit der Förderung von Kindern – insbesondere mit potenziellen sozialen Benachteiligungen – so früh wie möglich begonnen wird und auch bildungsbereichsübergreifende Präventionsketten, Netzwerke und Bildungsstrukturen aufgebaut werden, ist zu hoffen, dass sich dies langfristig auch auf den Anteil der Hochqualifizierten auswirkt und die Wirtschaft stärkt.
Empfehlung: Chancen nachhaltigen Wachstums im Wohnungsmarkt nutzen
Dünn besiedelten wachsenden, ländlichen Kreisen bietet sich die Chance, den Wachstumsprozess an Nachhaltigkeitskriterien auszurichten. Dabei geht es ebenso um die Berücksichtigung der Wohnbedürfnisse unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen wie um die Minderung des individuellen Flächenverbrauchs in unterschiedlichen Wohnformen.
Die Wachstumsimpulse sollten genutzt werden, um neue kosten- und flächensparende Wohnformen zu entwickeln. Gerade in den dünn besiedelten wachsenden Kreisen sind die Mieten in der Vergangenheit deutlich stärker gestiegen als in anderen Kreistypen. Hier lassen sich die Möglichkeiten einer an Nachhaltigkeitszielen orientierten Umgestaltung des Wohnungsmarktes gut mit den Anforderungen der Nutzer:innen an kostensparendes Bauen verbinden. Unterstützt werden kann dieser Transformationsprozess beispielsweise durch die Erarbeitung eines Wohnraumversorgungskonzeptes und den Aufbau eines Boden- und Flächenmanagements, das die Anpassung der Siedlungsplanung an die demographische Entwicklung unter Nachhaltigkeitskriterien in den Mittelpunkt stellt und eine strategische Planung ermöglicht. Dazu gehört auch die ausgewogene Berücksichtigung der Interessen der schon länger am Ort Lebenden und der Neuzuziehenden. Beispiele für Wohnmodelle können unter anderem Ansätze wie die Wiener Initiative für leistbares Wohnen für Alleinerziehende und getrennt Lebende sein. Hier werden Bauträger zu kompakten Grundrisslösungen beraten, um die Mietkosten zu senken, oder es werden Clusterwohnungen, Kleinwohnungen oder Wohngemeinschaften angeboten. Kommunen können in den Bereichen Erfassung, Bewertung, Vergabe, Nutzung, Erhalt und Ergänzung des kommunalen Immobilienbestandes tätig werden.