Wachsende, größere Kleinstädte stehen vor besonderen Herausforderungen, die sowohl das soziale als auch das ökologische Entwicklungspotenzial dieser Kommunen betreffen. Trotz positiver Indikatoren wie einer niedrigeren Armutsquote im Vergleich zu anderen Stadt- und Gemeindetypen und einer teilweise verbesserten Landschaftsqualität zeigen die Analysen auch signifikante Schwächen in Bereichen wie Gesundheit, Infrastruktur und einer nachhaltigen Flächennutzung. Die Herausforderungen im Hinblick auf die wohnungsnahe Grundversorgung, den Zugang zu Gesundheitsdiensten sowie die steigenden Siedlungsflächen in Überschwemmungsgebieten erfordern strategische Maßnahmen, insbesondere bei der stagnierenden finanziellen Lage dieses Kommunaltyps.
Empfehlung: Flächenpolitik aktiv und nachhaltigkeitsorientiert gestalten
Um die mit dem Wachstum der Kommunen einhergehenden Flächenverbräuche zu reduzieren, müssen Maßnahmen getroffen werden, die eine kompakte Siedlungsentwicklung mit angemessenen Freiräumen ermöglichen. Die Flächenindikatoren im SDG 11 zeigen auf, dass größere Kleinstädte im Vergleich zu anderen Städten hohe Versiegelungsraten verzeichnen, ohne dabei die Nutzungsintensität der Flächen und die Schaffung von Naherholungsflächen adäquat zu berücksichtigen. Zum aktiven Flächenmanagement gibt es eine große Bandbreite an Instrumenten, die je nach individuellen Voraussetzungen einer Kommune entsprechend eingesetzt werden können. Ein zentrales Instrument ist ein integriertes Flächennutzungskonzept, das eine nachhaltige und ressourcenschonende Entwicklung der Kleinstädte fördert. Dabei sollten Naherholungsflächen erhalten und die Bedürfnisse aller Bevölkerungsgruppen berücksichtigt werden. Das Prinzip der Umweltgerechtigkeit ist dabei stets zu berücksichtigen. Grundsätzliche Maßnahmen können je nach Bedarf von einem politischen Grundsatzbeschluss zum Flächensparen über detaillierte Baulandkataster, Fördermaßnahmen zugunsten von Innenentwicklung und flächensparendem Bauen, interkommunale Aktivitäten wie gemeinsame Gewerbegebiete bis hin zur Durchsetzung des Baugebotes nach § 176 des Baugesetzbuches (BauGB) gehen. Um verdichtete, kompakte Siedlungsformen zu gewährleisten und gleichzeitig die „grüne“ und „blaue“ Infrastruktur zu stärken, spricht man auch von „doppelter Innenentwicklung“. Die Maßnahmen folgen in der Regel einer hierarchischen Logik von Vermeiden, Reduzieren sowie Kompensieren und Qualifizieren, d. h.
- Eingriffe in Ökosysteme sollten so weit wie möglich vermieden werden;
- ist dies nicht möglich ist, sollten die negativen Effekte soweit wie möglich reduziert werden;
- ist beides nicht möglich, sollten Möglichkeiten gefunden werden, wie die Auswirkungen (anderorts) kompensiert werden können und bisherige Grünflächen und Gewässer ökologisch aufgewertet und ggf. ausgebaut werden.
Aktivitäten im Bereich des Flächenmanagements weisen vielfältige Interdependenzen mit anderen Zielen der nachhaltigen Entwicklung auf. Diese betreffen insbesondere Aspekte der Daseinsvorsorge, indem z. B. eine wohnungsnahe Grundversorgung auch mit Gesundheits- und Bildungsdienstleistungen sichergestellt wird und technische Infrastrukturbedarfe frühzeitig gesteuert werden. Als Querschnittsthema, das beinahe alle Bereiche der nachhaltigen Entwicklung berührt, bildet das Flächenmanagement in Kommunen mithin ein Schlüsselelement auf dem Weg zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Dabei kann eine enge Zusammenarbeit mit Bürger:innen und relevanten Interessengruppen dazu beitragen, die Akzeptanz und Wirksamkeit der Maßnahmen zu erhöhen.
Empfehlung: Technische Infrastruktur und Gesundheitsversorgung stärken
Neben der integrierten Planung kann auch ein direktes Förderprogramm zur Stärkung der Gesundheitsversorgung, insbesondere die Ansiedlung von Hausärztinnen und Apotheken in wohnungsnahen Gebieten helfen. Dies kann durch Förderprogramme für Mediziner:innen, finanzielle Anreize zur Niederlassung in Kleinstädten und Kooperationen mit Gesundheitsdienstleistern erreicht werden. Auch eine flächendeckende Verbesserung der digitalen Infrastruktur trägt zu Teilhabe bei. Dies kann durch den gezielten Ausbau der Breitbandversorgung z. B. durch Fördermittel des Landes, Partnerschaften mit Telekommunikationsanbietern und innovative Lösungen wie den Einsatz von Förderinstrumenten zur Unterstützung des Glasfaserausbaus geschehen. Eine gute digitale Infrastruktur kann auch die Attraktivität der Kleinstädte für junge Familien und Unternehmen erhöhen und so mehr Steuereinnahmen für den Haushalt bereitstellen.