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HandlungsempfehlungenHandlungsempfehlungen für wachsende kleinere Kleinstädte (G4.1)

21. August 2025

Kleinere Kleinstädte, deren Bevölkerung, Wirtschaft und/oder finanzielle Ressourcen wachsen, haben grundsätzlich günstigere Voraussetzungen als viele Kommunen anderer Typen, um Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen. Die individuellen Voraussetzungen können dabei jedoch durch weitere strukturelle und historisch bedingte Faktoren stark variieren. Die demographischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eröffnen in diesen Kommunen jedoch in der Regel ein Umfeld, das Bürger:innen motiviert, sich an Veränderungsprozessen zu beteiligen. Gleichzeitig können öffentliche Investitionen aufgrund der meist positiven Haushaltsentwicklung getätigt und vorangetrieben werden – nicht zuletzt aufgrund der Bevölkerungszuwächse. Dieses Wachstum der Kommunen geht jedoch nicht in jeder Hinsicht mit positiven Entwicklungen einher. Nur ein strategisch gesteuertes Wachstum kann ökologischen und sozialen Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung gerecht werden.

Empfehlung: Wohnungsnahe Grundversorgung stärken

Die Verbesserung der wohnungsnahen Grundversorgung ist entscheidend, um die Lebensqualität in der Kleinstadt langfristig zu sichern und den Standort sowohl für Familien als auch Senior:innen attraktiver zu machen. Die Kommune könnte gezielt Anreize wie Steuervergünstigungen oder vergünstigte Miet- und Grundstückspreise schaffen, um Hausärzt:innen, Apotheken, Grundschulen und Supermärkte in unterversorgten Gebieten anzusiedeln. Besonders Ärzt:innen und Apotheken profitieren von sogenannten „Willkommenspaketen“, die neben finanziellen Vorteilen auch Hilfen bei der Ansiedlung, z. B. der Vermittlung von Praxisräumen, umfassen können. Eine weitere Option ist die gezielte Förderung von innovativen Versorgungsmodellen, um die Grundversorgung zu stärken.

Darüber hinaus können alternative Mobilitätslösungen wie Bürgerbusse oder Rufbusse eingeführt werden, um die Wege zu bestehenden Versorgungsstandorten zu verkürzen. Dies ist insbesondere für weniger mobile Bevölkerungsgruppen wie körperlich beeinträchtigte Personen und Familien mit kleinen Kindern von großer Bedeutung. In Kooperation mit regionalen Akteuren aus den Bereichen Gesundheitsversorgung und Einzelhandel kann ein langfristiger Plan für die Stärkung der Infrastruktur entwickelt werden, der die Bedürfnisse der wachsenden Bevölkerung berücksichtigt.

Empfehlung: Nachhaltige Flächennutzung fördern

Um der hohen Flächenneuinanspruchnahme entgegenzuwirken, sollte die Kommune einen strategischen Flächenmanagementplan entwickeln. Dieser sollte darauf abzielen, bereits erschlossene Flächen effizienter zu nutzen. Maßnahmen wie die Nachverdichtung innerstädtischer Areale und die Wiederbelebung von Brachen, Industriebrachen oder ungenutzten Grundstücken können dazu beitragen, neuen Wohnraum ohne zusätzliche Versiegelung von Grünflächen zu schaffen. Zudem können Ansätze wie die Multicodierung von Flächen Mehrwerte bringen, beispielsweise eine gleichzeitige Förderung von Sportangeboten im öffentlichen Raum. Die Qualifizierung von Grünflächen kann Begegnungen von Bürger:innen ermöglichen, wobei stets das Prinzip der Umweltgerechtigkeit zu berücksichtigen ist.

Zudem könnten finanzielle Anreize oder Bauleitlinien für kleinere, energieeffiziente Wohneinheiten eingeführt werden. Solche Wohneinheiten sind nicht nur ökologischer, sondern auch besser auf die Bedürfnisse eines wachsenden, diversifizierten Bevölkerungsmixes zugeschnitten. Für größere Bauprojekte sollte die Stadt einen Fokus auf nachhaltige Bauweisen und verdichtete Bauformen legen, die sowohl soziale als auch ökologische Vorteile bringen. Eine Bürgerbeteiligung bei der Erstellung des Flächenmanagementplans kann Akzeptanz schaffen und innovative Lösungen fördern.

Empfehlung: Landschaftsqualität erhalten und integrieren

Die hohe Landschaftsqualität ist ein bedeutender Standortvorteil kleiner Kleinstädte, der auch bei wachsender Bevölkerung erhalten werden muss. Die Kommune sollte verbindliche Grünflächenkonzepte in alle neuen Bebauungspläne integrieren, um die Balance zwischen städtischem Wachstum und Naturschutz sicherzustellen. Naturnahe Parks, Biotopverbünde oder grüne Korridore zwischen Siedlungen und natürlichen Lebensräumen fördern nicht nur die Biodiversität, sondern bieten auch den Bewohner:innen attraktive Erholungsräume.

Zusätzlich können Bürgerprojekte wie Baumpflanzaktionen oder die Pflege von Gemeinschaftsgärten initiiert werden, um die lokale Identifikation mit der Natur zu stärken. Renaturierungsmaßnahmen wie die Wiederherstellung von Bächen oder das Anlegen von Wildblumenwiesen könnten zudem dazu beitragen, den niedrigen Hemerobiewert zu bewahren. Eine bewusste Öffentlichkeitsarbeit über die ökologischen Vorteile dieser Maßnahmen kann die Akzeptanz fördern und das Engagement der Bewohner:innen erhöhen.