Mittelstädte, deren Bevölkerung, Wirtschaft und/oder finanzielle Ressourcen wachsen, haben grundsätzlich günstigere Voraussetzungen als viele Kommunen anderer Typen, um Herausforderungen der nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen. Die individuellen Voraussetzungen können dabei jedoch durch weitere strukturelle und historisch bedingte Faktoren stark variieren. Die demographischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eröffnen in diesen Kommunen jedoch in der Regel ein Umfeld, das „neue“ Bürger:innen dazu motiviert, sich an Veränderungsprozessen zu beteiligen. Gleichzeitig können öffentliche Investitionen aufgrund der meist positiven Haushaltsentwicklung getätigt und vorangetrieben werden – nicht zuletzt aufgrund der Bevölkerungszuwächse. Dieses Wachstum der Kommunen geht jedoch nicht in jeder Hinsicht mit positiven Entwicklungen einher. Nur ein strategisch gesteuertes Wachstum kann ökologischen und sozialen Ansprüchen an eine nachhaltige Entwicklung gerecht werden.
Empfehlung: Voraussetzungen für Innenentwicklung schaffen
Wachsende (Mittel-)Städte stehen vor der wichtigen Aufgabe, bereits vorhandene Flächen sinnvoll und großzügig in Anspruch zu nehmen. Außerdem sollte die Landschaftsqualität verbessert werden, damit die ökologische Situation der Städte aufgewertet wird. Zum aktiven Flächenmanagement gibt es eine große Bandbreite an Instrumenten, die je nach den individuellen Voraussetzungen einer Kommune entsprechend eingesetzt werden können. Eine mittel- bis langfristig ausgelegte, themenübergreifende Gesamtentwicklungsstrategie, die auf aussagekräftigen Datengrundlagen beruht, sollte zunächst angestoßen oder weiterentwickelt werden. Um die so identifizierten Innenentwicklungspotenziale zu nutzen, ist es unverzichtbar, dass Grundstückseigentümer:innen frühzeitig eingebunden werden. Allerdings muss die Umsetzung des Baugebotes für die / den Eigentümer:in finanziell zumutbar sein. Dabei können eine größere Transparenz über die Kosten der Flächeninanspruchnahme und ökonomische Anreize zum Flächensparen sowie übergemeindliche Instrumente zur Steuerung einer nachhaltigen Flächennutzung unterstützend wirken.
Empfehlung: Das Betreuungsangebot für Kinder unter 3 Jahren verbessern
Der Anteil der Kinder unter drei Jahren, die in einer Tageseinrichtung betreut werden, sollte bearbeitet werden, um die Bildungschancen der Kinder unabhängig von Herkunft, Bildungsstand und Einkommen der Eltern sicherzustellen. Hier muss die jeweilige Kommune individuell und kleinräumig prüfen, ob bzw. wo dies vor allem durch die bessere Verfügbarkeit von adäquaten Betreuungsangeboten geschehen muss. Ergänzend könnten Maßnahmen für die in diesem Kommunaltyp ebenfalls unbefriedigenden Beschäftigungsquoten von Frauen helfen, mit dieser Schwäche umzugehen.
Empfehlung: Rahmenbedingungen für Aufstocker verbessern
Die im Vergleich mit anderen Stadt- bzw. Gemeindetypen leicht unterdurchschnittlichen Beschäftigungsquoten in den wachsenden Mittelstädten bzw. das leicht unterdurchschnittliche Wachstum der Quoten zeigen die komparativen Nachteile gegenüber den starken Arbeitsmärkten in den großen Oberzentren auf. Sie müssen allerdings auch keinen Anlass zur Sorge bieten, da sie – gemessen an den Unterzielen des SDG 8 – für eine zufriedenstellende wirtschaftliche und soziale Inklusion stehen. Insgesamt ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt in diesem Kommunaltyp nicht auffällig, so dass, wie andernorts auch, grundsätzlich alle Maßnahmen einer an nachhaltiger Entwicklung orientierten Wirtschafts-, Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik angeraten sind: Förderung innovativer und zukunftsfähiger Branchen, Stärkung der lokalen Ökonomie, Unterstützung bei Maßnahmen nachhaltigen Wirtschaftens, inklusive und integrative Beschäftigungsförderung usw.
Die kommunale Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik sollte allerdings die sogenannten „Aufstocker“ stärker in den Blick nehmen. Viele der Aufstocker sind geringfügig oder in Teilzeit beschäftigt. Zwar ist der Umfang der prekären Beschäftigung in der lokalen Wirtschaft durch die Kommune direkt kaum zu beeinflussen. Sie kann aber zumindest Rahmenbedingungen verbessern, die den Aufstocker:innen oder Mitgliedern der Haushalte mit Aufstocker:innen helfen könnten, wieder eine Teil- oder Vollzeittätigkeit aufzunehmen und damit ihr Einkommen zu erhöhen. Das kann z.B. durch kostenlose Betreuungsangebote für Kinder, Entlastung bei der Pflege von Angehörigen, kostenlose Beratungsangebote oder Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen erleichtert werden.